Nordseewerke
Leserbrief eines Nordseewerkers
(02.10.2015)

„Ich bin ein Nordseewerker!“
Dies habe ich immer mit Stolz sagen können, denn die Schiffe und U-Boote, die von Emden aus in die Weltmeere geschickt wurden, gehörten zu den qualitativ Besten was der Schiffbau in Deutschland zu bieten hatte.
Dies erkennen leider erst jetzt diejenigen, die es 2009 zu verantworten hatten, dass eine Traditionswerft ihrem Schicksal überlassen wurde. ThyssenKrupp hat viele Millionen Euro in die Hand genommen, um den Schiffbau in Emden abzuziehen und nach Hamburg und Kiel zu verlagern.
Nachdem sich dann, im Laufe der letzten 6 Jahre die Berater, Anwälte und Investoren die Taschen mit viel Geld gefüllt haben und die Werft komplett zerstört wurde, steht die Nordseewerke jetzt vor einem Neuanfang.
Der IG Metall und dem Betriebsrat ist es zu verdanken, dass ein ehrlicher Investor gefunden wurde. Dieser macht keine Versprechungen, aber arbeitet mit Nachdruck daran, Aufträge an den Standort Emden zu holen. Hier sieht jemand das Potential der Nordseewerke, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, alle verbleibenden Mitarbeiter in die neue Gesellschaft zu holen.
Die IG Metall und der Betriebsrat setzten sich für alle Beschäftigten der Nordseewerke ein, ob sie in der Gewerkschaft sind oder nicht !!! Und dies tun sie zur Zeit ehrenamtlich, denn der Betriebsrat befindet sich in der Transfergesellschaft !!!
Dies ist nicht selbstverständlich und erfordert Einsatzbereitschaft und verdient Lob und Anerkennung. Ein großes Dankeschön hierfür.
Die Arbeit als Arbeitnehmervertreter ist in schweren Zeiten, in denen Personal abgebaut wird, nicht einfach. Das kann ich aus persönlicher Erfahrung sagen. Kollegen, mit denen man jahrelang zusammen gearbeitet hat, kehren einem den Rücken und suchen die Schuld beim Betriebsrat oder bei der IG Metall.
Das macht etwas mit einem Menschen! Darüber sollten sich alle Unwissenden, die Arbeitnehmervertreter und Gewerkschaften an den Pranger stellen, einmal Gedanken machen.
Ein besonderer Dank geht auch an den Minister Olaf Lies und seinem Stab in Hannover, die in den schweren Monaten der Insolvenz, eng mit allen Beteiligten zusammen gearbeitet haben . Der fast tägliche Kontakt mit dem Betriebsrat zeigt die Verbundenheit zu den Nordseewerken. Vermisst habe ich unsere Kommunalpolitiker, die den Weg auf unsere Werft nur fanden, wenn auch Herr Lies angekündigt war. Das spricht für sich.
Ich persönlich habe mich von der IG Metall nie im Stich gelassen gefühlt. Der Erhalt der Nordseewerke stand immer im Vordergrund. Bis zum Schluss zu kämpfen empfinde ich als Pflicht, unseren Vätern und Großvätern gegenüber, die Jahrzehnte lang für die Nordseewerke und für die Tarifverträge auf die Straße gegangen sind. Wohlwissend, dass in Deutschland das Geld regiert und die Aktionäre das Sagen in der Wirtschaft haben, lautet die Parole:
„Wer kämpft kann verlieren, wer nicht kämpft hat schon verloren.“
In der Hoffnung etwas bewegen zu können, kämpfen wir weiter, denn die Hoffnung stirbt bekanntlich zum Schluss.
Frank Hieronimus
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Fosen Yard Emden GmbH: